Kleiner Teig ganz groß: Regenbogen-Gugl

Hallo, ihr Lieben!

Vor zwei Wochen klingelte es abends bei mir an der Tür. Ungewöhnlich, aber es gibt nicht allzu viele Menschen, die so spät bei mir klingeln. Und ein Blick durch den Spion bestätigte meinen Verdacht: es war meine liebe Nachbarin, bewaffnet mit einem Küchlein und einer kleinen gelben Schüssel. Letztere drückte sie mir nach dem Öffnen mit den Worten “Das ist Hermann, um den musst du dich jetzt ein paar Tage kümmern” in die Hand.

“Hermann?”, dachte ich. “Wer ist denn bitte Hermann?” Ein Teig, wie sich herausstellte. Hermann ist eine Art Freundschaftsteig, den eins etwa 10 Tage lang hegt und pflegt und füttert und der am Ende nicht nur Kinderchen bekommt, die ihr an Freunde verschenken könnt, sondern auch verdammt fluffige Kuchen zaubert. Der Teig ist quasi ein Hefeteig, dessen Hefekulturen sich fröhlich vermehren, solange sie regelmäßig Futter in Form von Mehl, Zucker und Milch bekommen. So wird innerhalb von 10 Tagen aus einer kleinen Schüssel ein kleines Teigmonster.

Das tolle an Hermann: Da der Teig quasi nur aus Mehl, Zucker, Milch und Hefe besteht, könnt ihr ihn nach dem Heranzüchten nach Belieben weiter verfeinern – mit Schokodrops oder Nüssen oder Früchten oder allem. Da sind der Kreativität einfach keine Grenzen gesetzt.

Ich habe meinen Hermann zweigeteilt und beide Teile unterschiedlich verfeinert. Eine Variante davon möchte ich euch heute zeigen:

Hermann-Rezepte Teil I: Regenbogen-Gugl

regenbuchen-gugl02

Natürlich braucht ihr hierfür erst einmal das Grundrezept für Hermann (Ich arbeite hier ausnahmsweise mit Tassen – undzwar kleinen Tee-/Kaffeetassen):

Zutaten

Für den Grundteig
1 Tasse Mehl
1 Tasse Wasser
1/2 Tasse Zucker
1 Päckchen Trockenhefe

Diese Zutaten in einer mittelgroßen Schüssel mit einem Schneebesen verrühren. Ob der Teig bei Zimmertemperatur oder im Kühlschrank gelagert werden soll – da scheiden sich die Geister. Ich habe meinen Hermann bei einer ungefähren Zimmertemperatur von 16°C gelagert (jepp, bei mir geht’s eher kühl zu) und es scheint ihm nicht geschadet zu haben. Die Schüssel mit einem Küchentuch abdecken und den Teig innerhalb von 10 Tagen “heranzüchten”. Wie das geht, erfahrt ihr gleich.

Die restlichen Zutaten
4 Tassen Mehl
2 Tassen Zucker
2 Tassen Milch
1 Tasse Öl
2 Päckchen Vanillezucker
1 Päckchen Backpulver
3 Eier
1 Prise Salz
beliebige Zutaten zum Verfeinern – hier: backfähige Lebensmittelfarben in Regenbogenfarben & 1 kleinen Apfel

So züchtet ihr Hermann heran:

  • Tag 1: Grundteig zubereiten, Hermann ansonsten in Ruhe lassen.
  • Tag 2-4: Hermann einmal täglich herumrühren.
  • Tag 5: Hermann mit 1 Tasse Mehl, 1 Tasse Milch und 1/2 Tasse Zucker füttern. Zutaten mit einem Schneebesen gut unterrühren.
  • Tag 6-9: Hermann einmal täglich herumrühren.
  • Tag 10: Hermann mit 1 Tasse Mehl, 1 Tasse Milch und 1/2 Tasse Zucker füttern. Zutaten mit einem Schneebesen gut unterrühren.

Jetzt könnt ihr euch mit drei kleinen Schüsseln und einer Tasse bewaffnen, drei “Hermannkinder” vom Teig wegnehmen und diese an Freunde vermachen. Deswegen heißt Hermann auch “Freundschaftskuchen”. regenbuchen-gugl04

In den restlichen Teig rührt ihr nun folgende Zutaten ein: 2 Tassen Mehl, 1 Tasse Zucker, 1 Tasse Öl, 2 Päckchen Vanillezucker, 1 Päckchen Backpulver, 3 Eier, 1 Prise Salz. Das ist der Teig, den ihr nun beliebig weiter verfeinern könnt. Ich bin mit den Farben und dem Apfel wie folgt vorgegangen:

  1. Heizt euren Backofen auf 175°C vor.
  2. Den Apfel schälen und sehr fein reiben. Den Saft etwas auspressen und den Apfelrieb schließlich unter den Teig heben. So wird er herrlich saftig!
  3. Ich habe den Teig gleichmäßig auf 6 Schüsseln aufgeteilt (für 6 kleine Gugl könnt ihr ungefähr 6-7 EL pro Schüssel rechnen).
  4. Die 6 Teige mit den Lebensmittelfarben in rot, orange, gelb, grün, blau und lila einfärben (Ich habe Pulverfarben genommen, die ich zunächst in ein paar Tropfen Wasser aufgelöst habe – flüssige Farben oder Pasten gehen aber auch hervorragend).
  5. Die eingefärbten Teige in 6 Spritzbeutel füllen (ich benutze immer kleine Gefrierbeutel).
  6. 6 kleine Gugl-Formen (nicht die ganz kleinen Mini-Gugl, sondern solche zum Beispiel oder solche) ggfs. einfetten, bei Silikonformen ist das aber generell nicht nötig.
  7. Nun die Teige in die Förmchen füllen: ich habe dazu immer eine Runde Teig pro Farbe in die Form gefüllt – beginnend mit rot, dann orange, gelb, grün, blau und zuletzt lila. Die letzte Farbe sollte noch gerade so in die Form passen.
  8. Die Küchlein für ca. 20-25 Minuten im Ofen backen (ggfs. Stäbchenprobe machen!).

Fertig!

Wer mag (so wie ich), kann die Küchlein noch mit etwas Zuckerguss und buntem Dekozucker garnieren. Mein Zuckerguss besteht aus 2 EL Weiße Schokolade-Likör und jeder Menge Puderzucker.

regenbuchen-gugl03 regenbuchen-gugl05Sehen die nicht herrlich bunt und lecker aus? Glaubt mir, die wären bei der nächsten Party die absoluten Hingucker!

Wer jetzt denkt: Wie, was, 10 Tage muss ich warten? Den kann ich trösten. Ihr könnt statt Hermann-Teig natürlich auch einen Rührkuchenteig verwenden, z.B. den Teig, den ich auch für meine Apfel-Zitronen-Gugl verwendet habe (aufgepasst: ihr müsst die Mengen noch mal 2,5 nehmen, damit ihr genug Teig habt).

Übrigens fand ich den Teig am Ende tatsächlich sehr süß. Wenn euch das auch so geht, hier ein Tipp: Gebt etwas Zitronensaft zum Teig. Davon erhält er eine gewisse Säure, die ihm die Süße etwas nimmt (und gebacken schmeckt es auch ganz hervorragend).

Wie steht es um euch? Kanntet ihr Hermann schon vorher bzw. habt ihr ihn schon einmal geschenkt bekommen? Und wenn nicht, hättet ihr Lust ihn einmal auszuprobieren? 

~Jen

Und weil ich dieses Mal tatsächlich nur für mich gebacken habe, landet dieses Rezept bei RUMS.

7 Kommentare

  1. Hihi, ich kenne Hermann auch noch von früher. Irgendwann haben wir mal einen geschenkt bekommen, aber was wir daraus gemacht haben, fällt mir beim besten Willen nicht mehr ein. ^^
    Ob ich mich jetzt noch mal daran versuchen würde?
    Vielleicht, wenn ich hier mehr Backbegeisterte zum Teilen hätte… ^^

    Deine Minigugl sehen ganz herzig aus, so einen hätte ich jetzt auch gern zu meinem Kaffee. <3
    Da hat sich das "Rumgepansche" am Sonntag echt voll gelohnt!

  2. Uuuuh, Hermmann, da werden Erinnerungen wach. Zu meinen Schulzeiten ging der gute auch Reihenweise um. Wir sind dann irgendwann dazu übergegangen, weil man schon gar nciht mehr wusste, wen man damit noch beglücken soll, die Kinder einfach einzufrieren und dann bei bedarf rauszuholen und dann zu verarbeiten. Das ging erstaunlich gut.
    Bei uns blieb Hermann aber meist klassischer Rührkuchen, maximal mit Schokolade verfeinert ^^;

    Deine Regenbogen-Gugl sind da einfach der Hammer dagegen! Da stinkt alles andere einfach nur ab! Die sehen einfach großartig aus – ich möchte gleich reinbeißen (aber da muckert ja auch mein Zahn gleich wieder XD)
    Richtig cool ^^

    Wir haben übrigens witziger Weise gerade die herzhafte Variante (Siegfried) davon im Kühlschrank – und vergessen ständig das Umrühren *seuftz ^^;

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert